Welcome Back, Alice – Review

Direkt nach Happiness, kommt der andere Oshimi-Manga der nun auch abgeschlossen ist.

Dieser Manga ist schon ein bisschen wie Aku no Hana – aber Nakamura ist ein geborener Junge, der sich als non-binär sieht. Um das Ganze hier simpel zu halten, werde ich besagten Charakter Kei als er ansprechen, weil die deutsche Sprache nun mal so funktioniert. Es sind fiktive Charaktere, die mich nicht verklagen können – also hey. Es geht hier also viel um das Geschlechterthema, Sexualität und die Tatsache, dass sich Menschen sehr verändern können, wenn man sie ein paar Jahre nicht sieht. Dieser Manga ist auch eigentlich daran Schuld, dass ich überhaupt mehr Manga von Oshimi lese, nach dem ich Aku no Hana eher für Sammlerzwecke gekauft habe. Spoilerwarnung, an der Stelle.

Ewigkeiten mit der hübschen Yui befreundet. Aber Yohei hat ein Geheimnis: Er ist unsterblich in Yui verliebt. Eines Tages beobachtet er, wie Kei Yui hinter der Turnhalle küsst. Als Kei kurz darauf plötzlich wegzieht, endet die Freundschaft der drei mit einem Schlag. Einige Jahre vergehen und Yohei und Yui gehen nun gemeinsam an die Oberschule. Dort wird Yohei von einer geheimnisvollen neuen Mitschülerin angesprochen, und sie weiß Dinge über ihn, die sonst keiner weiß. Denn die attraktive Blondine ist niemand Geringeres als sein früherer Freund Kei …

Ich glaube, den größten Vergleich zu Aku no Hana hat man halt, weil es drei Charaktere gibt, die primär im Mittelpunkt stehen und das Mädchen (Yui hier) ziemlich obsessiv gegenüber Yohei im Verlauf der Reihe wird, aber gehen wir mal alles der Reihe nach ab. Besagte drei Charaktere sind Kindheitsfreunde, Yui mochte Kei damals und dann ist Kei weg gezogen. An der Oberschule treffen sie sich dann wieder, aber Kei ist ganz anders und wirkt erstmal wie jemand, der nur auf Spaß und vielleicht etwas Stress aus ist. Das Yohei auf Yui steht ist dann schon eine Sache, aber Yui ist aus meiner Sicht sogar noch wesentlich unsympathischer als Saeki, die in Aku no Hana praktisch die gleiche Rolle hat wie Yui. Über den Plot hinweg schafft es Yohei dann mit Yui zusammen zu kommen, hat auch Sex mit ihr, aber sie zeigt kaum von ihrer guten Seite und ist ein verdammt undankbares Rotzgör (Mensch, das was immer über mich behauptet wird), auch wenn sie hin und wieder so tut, als wäre sie doch ganz nett. Sie hat einfach so früh verschissen, wird dann extrem schnell eifersüchtig und am Ende heult sie noch rum, weil Yohei dann doch mit Kei geht, auch wenn der Weg dahin teils kompliziert war. Es geht hier viel um Gefühle, aber trotz das Kei am Anfang sehr chaotisch gewirkt hat, ist er eigentlich doch ein wesentlich tiefgründigerer Charakter, als ich erwartet hätte.

Wie für Oshimi-Reihen eigentlich üblich, gibt es hier wieder viel Bildsprache – während andere Mangaka noch Dinge beschreiben und beleuchtet, zeigt Oshimi es hier mit seinen Bildern. Qualitativ leicht unter Happiness, schaut aber trotzdem noch ziemlich gut aus. Auch das Thema der klassischen Geschlechter und sich davon loszulösen ist sehr interessant dargestellt und meine Güte – Oshimis Nachwörter sind teilweise halbe Romane in diesem Manga. Ich mag die Idee und die Ansätze, die dieser Manga hat schon – er macht vieles richtig. Woran das ganze aber eben für mich etwas scheitert, sind die etwas bekannten Muster in die Oshimi hier wieder fällt und auch ein etwas abruptes Ende. Jetzt werden mir vielleicht die einen oder anderen Leute wiedersprechen, aber lest einmal ganz genau.

Ich persönlich bin auch kein großer Fan davon, Reihen künstlich zu ziehen und dort noch Inhalt reinzuquetschen, versteht mich nicht falsch. Allerdings habe ich bei diesem Manga das Gefühl, es fehlen noch ein oder zwei Bände, die noch etwas tiefer auf dieses Thema eingehen könnten und wie Yohei und Kei später zusammenleben. Selbst ein einzelner Band hätte noch gereicht, aber irgendwie wirkt das hier etwas unvollständig. Ich verstehe, dass Oshimi hier wahrscheinlich einen guten Punkt gefunden hat die Story zu beenden, aber irgendwie … hm. Ich könnte einfach viel zufriedener sein. Gerade in der Erwachsenenwelt ist dieses Thema so eine große Sache, auch wegen den ganzen Generationsunterschieden, daraus hätte man durchaus noch etwas machen können. Gut, es gab auch ein paar härtere Szenen, wo sich Yohei etwas antut, was ich hier nicht spoilern will, aber das sind halt so Dinge, die ich von Oshimi eigentlich schon erwarte. Irgendwas ziemlich krasses passiert immer, egal ob verrückt oder einfach nur … ja, seltsames halt.

Andere Manga, wie zum Beispiel Blood on the tracks, fand ich da irgendwie noch besser von ihm, auch wenn ein Manga zu diesem Thema wichtig und richtig ist. Manchmal weiß ich einfach nicht, ob ich bei ihm eine Charakterstudie oder einen Teil seienr Biografie lese, aber so richtig stören tut es mich auch nicht. Bis Blood on the tracks vorbei ist, wird es ja noch ein Weilchen dauern, aber für einen soliden sieben Bänder ist das hier überdurchschnittlich gut. Das Großformat macht hier tatsächlich auch Sinn, bei den ganzen Zeichnungen, wobei ich mit einem Standard-Taschenbuch-Format vielleicht auch hätte leben können. Die Charaktere sprechen sich hier teils mit dem Vornamen an, was irgendwie seltsam ist, weil es im Japanischen nicht so ist – aber ich hab mich mittlerweile daran gewöhnt, dass die Verlagshäuser ihren Lesern scheinbar nichts zutrauen. Ich schätze aber mal, ich sollte hier endlich ein Fazit drunter setzen.


Ich finde, wir kriegen mittlerweile Manga, die sich auch mal an andere Themen trauen nach Deutschland und der hier war sehr interessant. Meine Kritik geht halt mehr auf gewisse Entscheidungen ein und Charaktere die nicht so mag, gewisse Angewohnheiten von Oshimi … nun ja. Wenn man selbst nicht Trans oder non-binär ist, versteht man so manche Dinge vielleicht nicht direkt, aber dann zumindest im Laufe der Geschichte. Ich hätte halt einfach noch etwas mehr Zeit mit diesen Charakteren gehabt, um sie noch besser zu verstehen oder zumindest noch ein paar Dinge zu sehen, die über das Happy End hinausgehen und etwas von der Zukunft zeigen. Selbst Happiness hat mir da klarere Dinge gegeben und das habe ich jetzt eigentlich nur besser bewertet, weil es in dem Genre was es hat besser weg kommt. Eigentlich mag ich diesen Manga etwas mehr, aber das ist halt eher was persönliches an der Stelle. Wenn man sich mal mit dieser Sache auseinander setzen will, ist es auf jeden Fall eine gute Wahl und Oshimi hat sich mit dem Thema so gut auseinander gesetzt, dass er seitenweise Monologe schreiben kann. Ich hoffe, es geht ihm gut – ansonsten, solider Manga.


Bewertung

6 von 10 Punkten

Verlag: Manga Cult – in sieben Einzelbänden abgeschlossen – 10 €

Ein Gedanke zu „Welcome Back, Alice – Review

  1. „Er ist ein fiktiver Charakter, er kann mich nicht verklagen“ na wer weiß ob der Mangaka irgendwann um die Ecke kommt und zetert XD Eine schöne Review, nur die Aku No Hana Vergleiche gehen als Nicht-Kenner bei mir etwas verloren, das ist dann wohl eher für die Fans des Mangaka ^^

    Manga mit Bildsprache sind eigentlich immer gut, ich hasse es wenn man jeden Schritt und jede Aktion seitenweise kommentieren und analysieren muss, man denke an Death Note oder HunterX Hunter. Die Leser in Deutschland werden etwas reifer für anspruchsvollere Werke, aber sie müssen optisch noch gut aussehen, das ist sehr wichtig, Mangaka wie Machiko Kyo oder auch Nayuka Mine hätten hierzulande noch garkeine Chance, aber die Richtung stimmt ^^

Schreibste mal was, aber denk dran - das hier ist nicht Tellonym.