Neon Genesis Evangelion – Review

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Mein Review zum bekannten Anime-Klassiker Neon Genesis Evangelion.

Um der ganzen Geschichte mal auf den Grund zu gehen, werde ich mal etwas weiter ausholen. Ich kenne NGE eigentlich schon länger, habe von einigen Leuten gehört, dass die Serie sehr gut sein soll. Es fing bei einem meiner ehemaligen Klassenkameraden an, der eigentlich wenig Anime schaute und sehr begeistert davon sprach. Ich hab mir das damals angehört, aber noch nicht wirklich begriffen, was er meinte. Irgendwann habe ich mich dann gemeinsam mit Shima hingesetzt, die Serie angefangen und einfach mal geschaut, was auf mich zu kommt. Ich bin ohne wirklich bewusste Vorkenntnisse rangegangen, was sich in diesem Fall sehr ausgezahlt hat. Allerdings kenne ich nicht die Mangavorlage (ich weiß, der Anime war eher da, haha. MAL lügt), doch wenn mal was anders war, hat mein Partner das natürlich angemerkt. Shima hat ja elf Bände der Reihe gelesen. So haben wir wirklich ein Jahr für die Serie gebraucht (kein Scherz, ich war in den ersten Folgen unmotiviert, weiterzuschauen). Natürlich habe ich nach der Serie noch den Recap-Movie überflogen und auch noch The End of Evangelion gesehen. Die Rebuild-Movies bekommen ihr eigenes Review. Spoiler inklusive, hier ist es fast unvermeidbar.

Story

Im Jahre 2015 tauchen gewaltige Monster, die Engel, ein zweites Mal in Tokio auf. Die einzige Hoffnung der Menschheit liegt in den Händen der Evangelions, humanoide Maschinen, welche von NERV, einer Spezialeinheit entwickelt wurden sind. Gesteuert werden diese monströsen Maschinen von wenigen Teenagern im Alter von 14 Jahren, welche die einzigen Personen sind, die mit den EVAs kompatibel sind. Einer dieser Teenager ist Shinji Ikari, dessen Vater das NERV-Team, welches die EVAs geschaffen hat, leitet. Innerlich zerissen versuchen Shinji und die anderen Piloten den Kampf zwischen Leben und Tod für sich zu gewinnen, um die Menschheit vor einer Katastrophe zu bewahren …

Also ich muss schon sagen – meine Fresse. Wenn man Evangelion wirklich intensiv schauen und auch in sich verstehen möchte, muss man sich diesen Anime wohl mindestens zwei bis dreimal anschauen (wenns reicht). Einerseits überwältigt, auf der anderen Seite aber auch überfordert, habe ich in manchen Folgen dagesessen und gedacht – was zum Fick. Welches Hirn soll das alles verarbeiten? Die breite Masse die man hier geboten bekommt, ist nicht einfach nur eine stumpfe Story, die man in zwei Wochen wieder vergessen hat. Eigentlich fließt hier so ziemlich jedes Genre ein, das man sich groß erdenken kann. Vor allem der psychologische Aspekt wird immer wieder sehr gut hervorgehoben, wodurch man das innere der Charaktere gut oder zumindest einigermaßen verstehen kann. Um wirklich alles verstehen zu können, muss man sich wirklich intensiv mit dem Evangelion-Universum beschäftigten. Ob man dafür also zu begeistern ist, bleibt die andere Frage. Ich habe mir zumindest Mühe gegeben alles zu verstehen, was mir sicher nicht ganz gelungen ist, Aber gut. Das tut der Qualität ja nichts ab.

Für mich waren die ersten Episoden eher schwierig, gerade wegen den Charakteren. So ziemlich jeder Charakter hat seine eigene Last zu tragen und ist innerlich zerbrochen, wie sonst was. Dieses Verständnis hatte ich zum Anfang nicht, weil ich eher schwer in die Serie reingekommen bin. Doch nach dem ich einige Episoden in Angriff nahm, ging es allmählich. Die Handlung spitzte sich mehr und mehr zu, wurde komplexer, stellte Fragen auf und brachte ich oft zum grübeln. Mit dem dazukommen von Asuka hatte ich wenigstens etwas zu lachen, weil ich ständig die typischen Deutschenwitze machte, wenn sie gerade da war. So hatte ich einen Charakter, auf den ich mich einfach freuen konnte, weil mir Shinji teils echt auf den Keks ging. Es gab aber auch viele Szenen, bei denen ich einfach nur schlucken musste. Ich spreche hier ganz bewusst von der Zerstörung des Dummy-Plug Systems. Diese ganzen zerfetzten Körper waren einfach nur … na ja. Ohne jetzt auf die Charaktere eingehen zu wollen, muss ich sagen – Kaworu hat mit seinen zwei Folgen Screentime echt nicht viel ab bekommen. Er kam gegen Ende hin sehr kurz, wo ich mir einfach gewünscht hätte, ein paar Folgen mehr gehabt zu haben. Auch seine Einsicht, sich selbst töten zu wollen, verstand ich nicht ganz. Dafür brauchte ich erst den dritten Rebuild Film. Und was die letzten zwei Folgen angeht … Geschmackssache, oder?

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Die Story war bis zum Punkt der Folge 24 absolut interessant und zum Teil auch mitreißend, keine Frage. Alles funktionierte so gut und dann meinte der Regisseur: „Probieren wir mal was neues aus, hm? Ich habe einige psychologische Bücher gelesen, also hau ich jetzt mal ordentlich auf den Putz und erfinde Anime neu.“ So oder so ähnlich muss es wohl gelaufen sein. Die Idee, den Gedankengang von Shinji (und den anderen Charakteren) so zu zeigen und darzustellen ist ja auch keine schlechte. Aber gerade in den letzten zwei Folgen? Ich bitte euch, musste das sein? Für mich persönlich hat es den Wert der Serie nicht gesenkt, aber gerade solch psychologische Elemente am ENDE einer Serie zu bringen ist etwas gewagt. Ich habe mir diese beiden Folgen auch angesehen, selbst wenn es für mich (und Shima) eher schwer war, durchzuhalten. So musste The End of Evangelion einfach her, um dem ganzen ein vernünftiges Ende zu geben. Dieses hat mir auch sehr gefallen und schließt die alte Serie perfekt ab. Dort gab es natürlich auch einige kranke Stellen, aber so habe ich wenigstens das Ende bekommen, dass ich mir gewünscht hatte. Ich bin zumindest zu frieden.

In wie weit Hideaki Anno’s damalige Depression in Evangelion mitgewirkt hat, bleibt nun auch eher dahingestellt. Letztlich ist er derjenige, der dieses Werk erschaffen hat und aushalten musste, wie so viele Fans gegen das Ende protestiert haben. Auf der einen Seite kann ich es verstehen, auf der anderen Seite denke ich mir, dass es Evangelion so nicht geben würde, wenn er es nicht gerade so dargestellt hätte. Die Story der Serie ist keine, die man mal eben so verdauen kann. Wie man das als Zuschauer sieht und welches Ende man dem ganzen vorzieht, bleibt einem selbst überlassen.

Charaktere

Die Charaktere dieser Serie sind nicht einfach nur irgendwelche, die man mal eben irgendwo hingestellt hat. Wir bekommen es hier mit tiefgründigen Persönlichkeiten zutun, die sehr gut ausgearbeitet wurden. Doch auch hier hatte ich gerade zum Anfang meine Schwierigkeiten.

Müsste ich Shinji in zwei Worten beschreiben, wären diese Worte wohl weinerlicher Waschlappen. Mit dieser Spezies hatte ich es schon oft zutun, aber einen so festgefahrenen Fall hatte selbst ich noch nicht. (ich klinge gerade wie Asuka, oder?) Ich konnte seine Ängste gut verstehen, gerade weil es später um Menschenleben ging. Doch für mich stellte sich immer wieder die Frage: „Warum knallst du die Bitches nicht einfach und fertig?“ Ja, ich bin böse. Er bekommt von seinem Vater gesagt, er soll in den fucking Robot gehen, kriegt zwei gutaussehende Weiber daneben gestellt und hasst seinen Vater immer noch. Mensch, Junge! Was willst du eigentlich? (meines Ausdrucksweise ist heute wieder … sehr speziell xD) So waren meine Gedanken zum Anfang, doch für mich erschloss sich nach und nach der Grund, warum er eigentlich noch da bleiben wollte. Ich mein, jeder möchte von seinen Eltern akzeptiert werden, so ist das auch bei Shinji. Als sein Vater dann irgendwann meinte: „Mit einem bockigen Kind schlag ich mich nicht rum, ich ersetz dich jetzt durch das Dummy System.“ Fand ich auch, das Shinjis Vater ein Arschloch ist. Gut, der Kerl kapselt sich auch von der Menschheit ab, zeigt keine Gefühle und hat eine höchst realistische Nase. Aber hey, Shinji war für ihn wohl auch nur so eine Marionette. Für mich war Shinji immer so ein Charakter, den ich quasi zum einen Teil verstehen konnte … aber auch zum anderen Teil nicht. Ganz ehrlich, ich hab sogar mit Verständnis dagesessen als er auf eine bewusstlose Asuka gefappt hat. Statt ein Lappen zu sein, hätte er ruhig hin und wieder … nicht so emo sein sollen. Mir fällt gerade kein anderes Wort ein.

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Hm, wenn haben wir da noch … Rei, stimmt ja. Sie war für mich am Anfang recht interessant, da ich so ruhige Charaktere sehr mag. Zumindest mag ich sie wenn sie cool sind, aber hier gab es dann irgendwann ein Problem … Denn Rei hat so ziemlich null Emotionen, verhält sich wie ein Roboter und ist wirklich wie ein Puppe, was sie ja letztlich auch ist. Sie ist so interessant, dass ich jetzt schon fertig bin. Muahahaha. Asuka war dagegen interessanter, so als Deutsche/r muss man da schon lachen. Sie benimmt sich wirklich so, wie man es von einem Klischee-Deutschen erwarten würde, selbst ich habe mich hin und wieder in ihrer Art wiedererkannt. Aber ich konnte sie später nach und nach nachvollziehen, gerade was ihre Vergangenheit angeht. Mal ehrlich, wer hat nicht gelacht, als hinter ihr die DHL Pakete standen? Sie wurde später nach und nach mein Lieblingscharakter, weil ich zu Shinji keine solche Sympathie aufbauen konnte. Ansonsten empfand ich die anderen Klassenkameraden von Shinji als uninteressant und mal im Ernst? Als man Toji zum Forth Child ausgewählt hat und dann sein EVA durchgedreht ist … ratet mal, wer schockiert war, als es hieß er sei NICHT gestorben. Mal ganz ehrlich? Ich hätte den Kerl eiskalt sterben lassen, das klingt jetzt vielleicht fies, aber es ist so. Verurteilt mich deswegen ruhig, wenn ihr wollt.

Joar, die erwachsenen Charaktere wie Misato und Co. haben mich dagegen auch sehr wenig interessiert. Sie hat zwar mit Kaji eine ganz interessante, sogar recht realistische Geschichte, aber mich hat das nicht so wirklich gereizt. Da hätte ich sogar lieber Screentime für Gaylord MC Muffin gehabt … eh, ich meine natürlich Kaworu. Der kam mit seinen zwei Folgen so extrem kurz, dass ich nicht verstanden habe, wie schnell Shinji mit ihm Freundschaft schließen konnte. Ich mein, gut. Alles was er so gesagt hat, kam ziemlich homoerotisch rüber, aber das interessiert mich sogar mehr als eine viel zu ruhige Rei, wenn ich ganz ehrlich bin.

Wir haben es hier mit sehr vielen, exzentrischen Charakteren zutun, die alle auf ihre Art interessant sind. Gerade das macht NGE neben der Story aus und gerade interessant, wie ich finde.

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Zeichnungen & Animationen

Die alten Zeichnungen sind für mich weitaus schöner anzusehen, als die in den Rebuild-Filmen. Ich mochte den ganzen Stil an sich, wo wohl ein wenig Nostalgie aus mir schreit? Keine Ahnung, der Anime kam in meinem Geburtsjahr raus. Vielleicht kommt jetzt einer an mit, von wegen, das sieht alles so altbacken aus. Ich bin aber der Meinung, das NGE mit Würde gealtert ist und auch noch von nachfolgenden Generationen angesehen werden kann. Aber gut, das sieht vielleicht jeder anders.

Bei den Animationen gibt es eben das Problem mit den niedrigen Budget, aber mir gefiel der Stil der Serie ganz gut. Trotzdem nervten manche Standbilder ziemlich, wenn ich so darüber nachdenke. Zum Beispiel diese eine Szene, in der Asuka und Rei im Fahrstuhl stehen. Gott, was habe ich mich aufgeregt, das waren gefühlt fünf Minuten. Ich dachte, mein Videoplayer wäre hängen geblieben. Das selbe gilt auch für die Szene, kurz bevor Kaworu von Shinjis EVA getötet wurde. Mensch, meine Fresse. In den letzten Folgen gab es ja dann mal diese halbe Strichmännchen Animation, in der ich auch eher fragend da saß. Aber gut … eine meiner Lieblingsanimationen ist eh immer noch das Opening, mit seinen Mili-Sekunden Überblendungen. Die Filme waren aber zum Glück durch Production I.G. gerettet, wodurch dort nichts so viel schlimmes passiert ist, was die Animationsausfälle angeht.

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Musik & Synchronisation

Hideaki Anno hat eine ganz besondere Liebe für klassische Musik. Das bemerkt man sofort und ist natürlich schön anzuhören. Ob es aber immer wirklich gepasst hat, mag ich eher zu bezweifeln, aber gut. Das ist schon richtig so, wenn ich darüber nachdenke. Das Opening ist aber voll der Ohrwurm, manchmal summe ich es auf Arbeit stundenlang und nerve meine Mitmenschen damit. Das Ending hat mich dagegen eher wenig interessiert, wenn ich darüber nachdenke. War einfach nicht mein Fall.

Den japanischen Dub kann ich gar nicht beurteilen, auch wenn ich einige Seiyuu daraus kenne. Ich habe alles komplett in deutscher Synchronisation geschaut und bereue es auch nicht. Klar, sie sagen hier im alten Dub konsequent Asuka mit hörbarem u, aber das stört mich gar nicht so sehr. Ich fand die Sprecher eigentlich sehr gut gewählt, nur fand ich es störend, dass in den Filmen teils andere Sprecher als an der Serie beteiligt waren. Gerade bei The End of Evangelion war das irgendwie na ja. Da waren so Sprecher zu hören, die ich eigentlich nicht hören wollte. Dennoch war es an sich okay, immerhin blieben die Hauptsprecher die selben, auch wenn ein paar Nebencharaktere gewechselt hatten. Mir gefiel vor allem Shinjis Vater, den Sprecher kannte ich schon aus Elfen Lied.


Neon Genesis Evangelion ist einer der so ziemlich komplexesten Anime, die ich je gesehen habe. Eigentlich sind gerade die vielen Fragen die offen gelassen wurden so interessant, das man dem ganzen noch nachgehen möchte. Schade, dass ich dazu nicht groß Zeit habe. Zumindest ziehe ich diese ältere Version der neuen vor und bin sehr zufrieden damit. Ich bereue meine Entscheidung, mit diesem Anime angefangen zu haben, auch nicht. So konnte ich die Vorzüge dieser Version genießen, auch wenn sie manchmal sehr biestig sein konnte (ahahaha xD).

Bewertung: 9/10 Punkten

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Ein Gedanke zu „Neon Genesis Evangelion – Review

  1. NUR NEUN VON ZEHN? ÒoÓ *gegen Monitor hau* Roaaar! Naja gut, faire Meinung und vor allem guter Bericht (die realistischste Nase überhaupt haha!)

    Ich selbst hatte diesen Anime recht früh in meinem Otaku-Dasein gesehen. Mal realisieren: Man schaut Pokemon, Dragonball, und plötzlich kommt NGE. Klar sprengte es mir damals den Schädel und hat mich sicher bis heute geprägt. NGE bewies mir wohl als erstes das Anime nicht nur Mainstream für Kinder ist, sondern einen zum Nachdenken bringen kann. Das Gemeinste ist: Ich mochte das Ende der Serie und war sogar irgendwie sauer das man am Schluss sagte: „Ja unser Ende ist unser Ende aber weil alle meckern machen wir halt nen Film mit Endzeit bla“ XD Das gemeine: Die letzten zwei Folgen (die ich einfach mag weil sie „anders“ waren) SIND WEGEN BUDGETPROBLEME SO GEWORDEN! Ich dachte immer „woah wie deep“ nur um zu realisieren das sie so wurden weil deinen schlicht das Geld ausging, wie depremierend ist das? XD

    Inzwischen nervt mich der Franchise aber etwas, die Filme finde ich bisher ganz ok aber der Manga war schon für mich derbst schlecht, die Änderungen waren schon seltsam, wieso klären sie was Gendo Ritsuko am Ende sagte aber nicht wer Kaji erschoss? Das ist so inkonsequent!

    NGE ist auch nebenbei die einzige animeserie die ich komplett je in english, japanisch und deutsch gesehen habe, nebenbei mochte ich alle Synchros auf ihre art ^^ Man kann ewig hineinphilosophieren und sich seinen Teil denken, und das ist vielleicht das schöne daran.

    also abgesehen von der zu niedrigen Wertung (:P) eine super Review!

Schreibste mal was, aber denk dran - das hier ist nicht Tellonym.

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