Weil die nächsten Manga Reviews eher shounenlastig (hoff ich zumindest) werden, gibt es zum Jahresanfang etwas Shoujo.
Diese Reihe war schon länger auf meiner Liste und ich dachte mir – jetzt ist es soweit. Da aber Shima der eigentliche Ema Toyama-Fan ist, hab ich ihm die Reihe gekauft und nach ihm gelesen. Stehen tut die Reihe bei mir, aber das ist ja nicht so wichtig. Hier und da habe ich immer mal gutes über diesen Manga gelesen, also war meine Einstellung relativ positiv.
Arme Hikage! Seit sie denken kann, hatte das verschüchterte Mädchen nie eine Freundin und sogar in ihrer Klasse kennt kaum jemand ihren Namen. Trost findet sie nur in ihrem Internet-Blog, in dem sie regelmäßig von zwei mitfühlenden Bloggern Tipps und Unterstützung erhält. Doch dann gesteht ausgerechnet Schulschwarm Hinata ihr urplötzlich seine Liebe und stellt damit Hikages gesamte Selbstwahrnehmung auf den Kopf! Aber während für Hikage ein Traum in Erfüllung geht, haben ihre neidischen Schulkameradinnen nicht vor, die zarten Gefühle zwischen den beiden zu tolerieren… (die offizielle Inhaltsangabe klingt irgendwie ziemlich meh, aber besser konnte ich es auch nicht beschreiben)
Nun ja, an deiner Seite erfindet das Rad jetzt nicht wirklich neu. Einsames Mädel das von niemandem beachtet wird ist allein, hat ihren Blog und wird unterstützt, etwas dagegen zu tun. Zu dem kommen uns noch Klischees wie beliebte Schulkameraden und miese, neidische Weiber entgegen. Klingt alles ein bisschen wie eine Seifenoper, ist aber doch recht ernst und stellenweise ziemlich schlimm, selbst für einen Shoujo Manga. Die Darstellung von Hikages Problemen ist doch recht realistisch, auch wenn manche Dialoge ziemlich übertrieben wirken können. An sich ist sie eigentlich ein recht süßes Mädchen, aber es ist schon nicht schön, wenn man ständig in der Menge untergeht. Dieses Problem gibt es ja auch in der echten Welt hin und wieder, aber sie hat es wenigstens noch nicht ganz aufgeben. Dementsprechend ist ihre Persönlichkeit nicht so komplex, sondern beschränkt sich eher auf ruhige und nette Eigenschaften. Hinata und Teru gingen mir da schon wesentlich mehr auf den Sack. Ich gebe aber zu, Hinata kann ganz nett sein. Immerhin hat er Hikage bemerkt und der Grund dafür erklärt sich später auch wenn man weiß, wie es ihm früher ging. Nur verstehe ich wirklich nicht, wie er so gar nichts rafft. Ich mein, selbst als sie noch nicht zusammen waren – man merkt doch wenn jemand in der Klasse gemobbt wird. Hätte er sich so sehr für sie interessiert (und das hat er doch angeblich selbst am Anfang schon) wäre ihm das wesentlich eher aufgefallen, ohne darauf hingewiesen zu werden. Sonst ist er ja ein netter Kerl, aber am Anfang hätte er sich wesentlich mehr für Hikage einsetzen können. Mobbing ist natürlich so eine Sache in Japan (auch in diesem Falle, wo es Ausgrenzung war), aber ernsthaft? Als wirkliche Hilfe konnte man ihm am Anfang nicht bezeichnen und das obwohl er ständig meinte: „Ja, ruf mich nur an, wenn was ist.“ Pisskopf.
Mit Teru (der lustigerweise Mikami mit Nachnamen heißt, ich musste die ganze Zeit an den aus Death Note denken) kam ich dann überhaupt nicht klar – am Anfang habe ich ihn nur als Sidekick gesehen. (hier wird gleich gespoilert, pardon) Ich fand es auch nicht schlimm als es hieß, er wäre einer der User, die Hikage auf ihrem Blog schreiben. Charakterlich war er ja auch nur dieser Typ ganz hinten, der nur beliebt ist, weil er ständig Scheiße macht. Nur wie er dann auch auf sie steht, war irgendwie meh. Ich mache Hikage keinen Vorwurf und auch ihm nicht, weil er durch ihren Blog auch einen Rückzugsort gefunden hat (bei ihm daheim wurde ständig gestritten). Aber muss es gleich wieder Liebe und Rivalität mit dem besten Freund (Hinata) sein? Ich mag es nicht, wenn Kerle um ein Weib streiten, egal um wen es sich dabei handelt. Selbst die dumme Mobberin, die selber schon unbeliebt geworden war, musste das noch ausnutzen. Bis dahin hat der Manga wirklich super funktioniert, aber das hat mir doch ordentlich die Stimmung gekillt. Die Mobberin selber hatte auch Probleme Freunde zu finden und später nur welche, weil sie mit den anderen Weibern rumgekichert hat, wie hot Hinata doch ist. Irgendwie war das schon ziemlich blöd, weil sie bis zum Ende nicht einsehen wollte, dass sie eine ziemlich dumme Kuh ist (nicht mal, als Hikage sich bei ihr, aus welchen Gründen auch immer, bei ihr entschuldigt hat). Das sich Hikage am Ende wirklich noch für einen von beiden entschieden hat, fand ich auch irgendwie doof. Gehört zwar dazu und ihre Entscheidung war auch die bessere, aber trotzdem.
Bis zu einem gewissen Punkt mochte ich diesen Manga total, selbst als dieser wirklich bösartige Kram mit dem Mobbing anfing. Nur diese beiden Kerle … die haben es mir irgendwie versaut. Von den Zeichnungen her mochte ich es allerdings schon, weil Ema Toyama damals noch recht niedlich gezeichnet hat. Tut sie heute immer noch, aber bei diesen Zeichnungen stirbt man einfach an Zucker und versteht nicht, warum Hikage so unauffällig ist. Gelegentlich neigen die Mädels zwar dazu alle recht ähnlich auszusehen, aber das kann ich verschmerzen. Die Hintergründe und Details waren stets schön gezeichnet, da kann man echt nicht meckern. Nur muss ich im nachhinein wirklich darüber lachen, wie der Titel der Reihe übersetzt wurde. An deiner Seite kann man sowohl wortwörtlich nehmen, oder auch auf Hikages Blog. Das war ein kleines, aber nettes Detail, wie ich finde (im englischen hieß der Manga I Am Here, ergibt aber genauso Sinn).
Im ganzen kann ich aber verstehen, warum der Manga beliebt ist. Für die Länge von fünf Bänden ist er völlig in Ordnung und hatte auch eine ordentliche Erzählweise. Leider haben es mir die männlichen Charaktere echt verschissen. Hikage konnte einem echt leid tun, denn so richtig was dafür konnte sie auch wieder nicht. Teenager sind wohl einfach sehr merkwürdige Wesen, aber trotzdem ist diese Reihe deswegen nicht schlecht. Vielleicht sehe ich das auch etwas zu verbissen, aber dieser Streit unter den beiden hätte nicht sein müssen. Gerade beste Freunde sollten sich nicht um irgendein Mädchen streiten, selbst wenn sie süß ist. Das überschattet diese Geschichte um Einsamkeit doch etwas für mich.
Bewertung: 7 von 10 Punkten
Verlag: Egmont Manga – 5 Bände (abgeschlossen)