Haus der Sonne – Review

Ihr werdet überrascht sein, was dieser Titel in sich hat.

Die Cover dieser Reihe sind wirklich etwas seicht, dass sehe ich ein. Keine Hintergründe, nur ein paar Figuren. Ich versteh schon, warum man auf den ersten Blick nicht zugreifen will. Aber zwischen all den langweiligen Shojo-Reihen die wir mittlerweile auf dem deutschen Markt haben, ist Haus der Sonne eine Reihe die sich echter anfühlt als andere Titel auf dieser Länge. Diese Reihe wird wesentlich unterschätzt und ich erkläre euch heute, warum. (leichte Spoiler vorhanden)

Die siebzehnjährige Mao hat es nicht leicht in ihrem Leben. Ihre Eltern leben getrennt und eigentlich sollte sie bei ihrem Vater leben. Allerdings hat dieser neu geheiratet und scheint sich nicht mehr für seine Tochter zu interessieren. So streift Mao alleine umher und trifft auf den dreiundzwanzigjährigen Hiro Nakamura, ihren Freund aus Kindertagen. Schon früher fühlte sich Mao in seinem Zuhause behütet und willkommener, als bei sich zu Hause. Doch als Hiros Eltern verstarben und seine zwei jüngeren Geschwister zu Verwandten zogen, kam auch sie nicht mehr zu Besuch und so lebte Hiro fortan alleine im Haus. Als er jedoch bei ihrem zufälligen Treffen nach Jahren bemerkt, wie traurig und einsam Mao ist, entscheidet er sich dazu, sie zu sich zu holen, um dem leeren Haus, das einst so lebhaft war, wieder neues Leben einzuhauchen.

Wie oft haben wir von einsamen Mädchen gelesen, die ihre erste Liebe finden? Oft, sehr oft sogar. Aber wir erfahren schon im ersten Kapitel, was hier für tragische Dinge in der Vergangenheit passiert sind. Mao, die als Kind relativ wenige Emotionen zeigte und kein richtiges Zuhause hatte. Eine Mutter, die immer nur arbeiten ist und ihrem Kind Vorwürfe für seine Existenz macht und ein Vater der nicht mit seinem Kind umgehen kann. Hingegen wirkt die Situation bei den Nakamuras wie ein Traum für Mao – eine intakte Familie, es ist immer jemand da und sie reden auch miteinander. Klar, diese Geschichte hat eine Romanze. Aber der Fokus liegt hier IMMER auf der Familie der meisten Figuren. Mao ist keine dumme Tsundere, die ihren Schwarm an zickt. Sie hatte es im Leben nicht einfach, macht aber das möglichst beste draus und hat ihre Prioritäten. Im Vergleich wirkt Hiro dann schon etwas erwachsener, aber trotzdem oft unbeholfen und eben selbst auch einsam. Er möchte eigentlich nur das zurück, was ihn vor Jahren genommen wurde – eine intakte Familie, dass seine Geschwister irgendwann nach Hause kommen. Wie langweilig wäre es gewesen, wenn Mao sich direkt und offensichtlich in Hiro verknallt hätte. Jeder andere Shojo hätte alles mögliche versucht um die beiden möglichst schnell zusammen zu bringen und es gibt auch andere wichtige Figuren – Hiros jüngere Geschwister, seine Kollegin die irgendwie auf historische Figuren (und ihn) abfährt, sowie Maos Freunde aus der Schule und noch einige Randcharaktere. Für die Geschichte sind alle auf ihre Weise wichtig und man merkt über die Zeit des Lesen wie wichtig es allein ist, nach Hause zu kommen und „ich bin wieder da“ zu sagen.

Ich denke, für viele Jugendliche mit problematischen Familien werden die Gefühle bekannt sein, die Mao spürt. Man fühlt sich überflüssig, nicht willkommen Zuhause und fragt sich warum man eigentlich da ist. Dabei fährt diese Geschichte nicht unbedingt die Klischees mit einer bösartigen Stiefmutter oder dergleichen auf. Maos Stiefmutter ist sogar ziemlich lieb (und ihre eigene Tochter sowieso). Bevor hier krampfhaft auf eine Romanze gesetzt wurde, kamen hier eher zwischenmenschliche Themen auf – so wie zum Beispiel auch unerwiderte Liebe (Mao und Hiros kleiner Bruder, Hiros Kollegin und Hiro selbst), Probleme in Freundschaften oder eben Familienprobleme. Davon wirkte allerdings keines wirklich unecht oder zu tragisch verstrickt. Hiros Kollegin ist keine dumme Bitch, die Mao und Hiro auseinander bringen will, sondern eher eine liebe, ältere Freundin von Mao die sie übers Netz und ihre geschriebene Geschichte kennt. Aber das ist nicht alles – gerade was den Tod der elterlichen Nakamuras angeht kann hier allein bei Erwähnung so viel auslösen, weil diese eben sehr positiv waren und man sich denkt: „warum mussten diese liebevollen Eltern so früh sterben?“ Hiros kleine Schwester war anfangs auch sehr merkwürdig, weil sie Mao eben in vielerlei Hinsicht ähnlich war. Erst später wird da auch klarer, warum sie so ist und es ergibt auch Sinn. Maos Vater war für mich auch eine sehr problematische Figur, weil er eben nicht so richtig mit Mao umgehen konnte. Am Ende war er sogar derjenige, der Hinas (Hiros Schwester) Konflikt halbwegs lösen konnte. Das war so ein Fall von: „deine eigene Tochter ist ein Problem für dich, aber ein anderes Kind ist kein Ding, oder was?“ Irgendwie hat er mich oft wütend gemacht. Vielleicht konnte ich mich auch nicht in ihn hineinversetzen, was auch Maos später wiederauftauchende Mutter betrifft. Ihre Beweggründe waren zwar verständlicher, aber ich mochte Mao dann für ihre Entscheidung umso mehr. Bei mir hat sie eigentlich nie was falsch gemacht, wenn ich sie so betrachte. Mal keine völlig verblödete oder naive Protagonistin.

Und ja, die Romanze – das wird hier alles sehr locker und natürlich angegangen. Meist ist es dann auch sehr fluffig und ganz nett, aber hier stehen eben bewusst andere Dinge im Vordergrund und das ist auch gut so. Jeder Charakter veränderte sich in dieser Reihe und das fand ich persönlich auch schön. Aber visuell gibts hier eben manchmal ein kleines Problemchen – die Zeichnungen sind nicht immer ideal für eine solche Geschichte gewesen. Der Zeichenstil wirkt eher vereinfacht und hat etwas sehr eigenes. Damit kann leider nicht jeder was mit anfangen, wenn man die Reihe nur zehn Sekunden angesehen hat. Aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran und gerade zu den Mädels passt dieser Stil sehr gut. An die Jungen musst ich mich ein bisschen gewöhnen, aber es ging mit der Zeit. Der Erzählstil hatte nicht unter irgendwelchen unübersichtlichen Panels zu leiden, auch wenn sie am Anfang eher einfach gehalten wurden. Man versteht eigentlich alles, man muss sich nur drauf einlassen.


Kein überspitztes Drama, keine gehetzten Schritte was die Romanze anging – hier wurde alles richtig gemacht. Ganz ehrlich – warum hat diese Reihe keine Anime-Adaption oder eine Live Action-Serie bekommen? Immerhin wurde diese Reihe sogar mit einem Kodansha Manga Award ausgezeichnet und das meiner Meinung nicht unbegründet. Taamo hat mit dieser Reihe nicht nur inhaltlich einiges geleistet, sondern hat auch einen sehr eigenen Zeichenstil und das mag ich. Ich lese so selten Meinungen zu dieser Reihe, deswegen empfinde ich diese Reihe als sehr unterschätzt in dem was sie ist. Wer all die Shojo-Manga in letzter Zeit ermüdend und langweilig findet, sollte auf jeden Fall zugreifen.

Bewertung: 9 von 10 Punkten

Verlag: Tokyopop – in dreizehn Bänden abgeschlossen

Ein Gedanke zu „Haus der Sonne – Review

  1. Ja ich weiß der Manga ist mir nur deswegen in Erinnerung geblieben weil alle sagen er sei so gut… und die Cover wirklich extrem schlimm sind, bin immer noch beeindruckt wie gleichgültig die Cover immer wirken, doch was sagt das schon aus? Was du beschreibst klingt wirklich erfrischend anders und Geschichten über den Wunsch dazuzugehören, zu einer Familie ist mal etwas anderes als „Wer liebt wen“ Eltern in Animes sind sehr selten ein Thema, was zeigt wieviel Potenzial da steckt. Deine Review klingt gut, und vielleicht komt es ja dann doch nochmal zu einer Anime Adaption ^^

Schreibste mal was, aber denk dran - das hier ist nicht Tellonym.

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